Ja, es ist Terror
Gibt es einen jüdischen Terrorismus? Das fragt die Beilage "Christ und Welt" der Wochenzeitung "Die Zeit".
In Westjordanland sterben ein palästinensisches Kind und dessen Vater nach einem Brandanschlag. Ein 16-jähriges Mädchen wird in Jerusalem durch Messerstiche bei der Gay-Parade tödlich verletzt. National-religiöse Juden sind die Täter. Ist das jüdischer Terrorismus? Und wenn ja, darf er ausgerechnet in Deutschland so genannt werden?
Die Antwort von Michael Wolffsohn: "In dieser Diskussion geht es nicht nur um Wirklichkeit, sondern um Wahrheit, nicht aber um die eine Wahrheit: Und grundsätzlich gibt es keine taktische Wahrheit. Das heißt, weder Antisemiten noch echte Juden und Israel-Freunde bestimmen, was hier Wahrheit ist. Ja, es ist Terror. Terror ist Terror - durch wen und gegen wen auch immer. Das wird auch in Israel nicht bestritten. Nicht einmal von den Sympathisanten dieses Terrors. Sie halten die Strategie jüdischen Gegenterrors für die angemessene Reaktion auf palästinensischen Terror. Darüber zu streiten ist in einem Konflikt, der seit 1882 währt, außerordentlich schwierig. Auch die meisten Experten urteilen emotional und nicht analytisch rational. Ja, die Kreise der Sympathisanten reichen bis in Teile der Regierungskoalition. Nein, das ist kein Beweis, dass ‚die‘ Regierung jüdischen Terror billigt oder gar fördert. Sie verfolgt ihn, denn er schadet ihrer Politik. Es gibt also weder ganz richtig noch ganz falsch. Für den Umgang mit Menschen gibt es, anders als beim Backen, keine Rezepte."
Christ und Welt vom 13. August 2015