Ein Fall von Staatsversagen
Ein Staat hat die Pflicht, seine Bürger zu schützen. Offensichtlich gelingt das unserem Staat Juden gegenüber zumindest nicht mehr vollständig.
"Das ist ein Fall von Staatsversagen", schreibt Michael Wolffsohn in der Zeitung "Die Welt" (14. Dezember 2017).
Weiter führt er aus: "Dieses Staatsversagen ist gesellschaftlich und politisch bedingt. Wer, wie nicht nur, doch besonders in Berlin, seit Jahrzehnten Polizei und andere Sicherheitsorgane verachtet, vernachlässigt, beschimpft oder politische Deckung verweigert, darf sich nicht wundern, dass unser Sicherheitspersonal nicht eingreift.
Die politischen Richtlinien des deutschen Staates bestimmt die Kanzlerin. Deshalb und nicht zuletzt aus historisch-ethischer Sicht hat der geniale Modeschöpfer Karl Lagerfeld recht, wenn er Angela Merkel dies vorwirft: Man könne nicht, selbst wenn Jahrzehnte dazwischenliegen, Millionen Juden töten, um danach Millionen ihrer schlimmsten Feinde kommen zu lassen.
Lagerfeld ist kein Politiker oder Historiker, aber den Kern des Problems hat er erkannt und benannt. Exekutive und Legislative in Bund und Ländern verfügen über das notwendige Instrumentarium. Es wird Zeit, es anzuwenden und nicht nur salbungsvolle Sonntags- oder Sabbatreden über 'unsere jüdischen Mitbürger' zu halten."
Der Meinungsbeitrag "Staatsversagen" ist in der gedruckten Ausgabe der "Welt", Seite 2 ("Forum") erschienen.
Online abrufbar ist der Beitrag auf Welt plus (€) hier