Jerusalem steht für den Traum von einem jüdischen Staat
Jerusalem ist für die Juden nicht so sehr als religiöser Ort und Standort einstiger Tempel wichtig.
"Vielmehr verkörperte die Stadt seit Jahrhunderten den Traum von einem eigenen jüdischen Staat", sagte Michael Wolffsohn im Gespräch mit dem Deutschlandfunk (10. Dezember 2017). "Seit ihrer Vertreibung im Jahr 70 nach Christus waren die Juden in alle Welt zerstreut. Ihr Leben in der Diaspora war eine Abfolge von Grausamkeiten, nicht erst während des Holocaust. Jerusalem symbolisierte für viele Juden den Traum von Zion, von einem sicheren Leben in anerkannten Grenzen."
Als religiöser Ort habe Jerusalem deshalb keine große Rolle mehr gespielt, weil das ursprüngliche Tempeljudentum vom talmudischen Judentum abgelöst worden sei, das seine religiöse Inspiration aus den Heiligen Schriften bezogen habe. "Die Entwicklung zur Buchreligion bedeutete einen Quantensprung gegenüber dem archaischen Tempelkult. Sie ermöglichte es den Juden, überall auf der Welt Synagogen zu bauen und ihren Glauben zu praktizieren", sagte der Historiker.
Zum Gespräch mit Sebastian Engelbrecht in den "Kulturfragen" des Deutschlandfunks geht es hier