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Israel als sicherer Hafen für Juden aus aller Welt?

Der israelische Botschafter in Berlin, Jeremy Issacharoff, hat für Israel als „sicheren Hafen“ für alle Juden auf der Welt geworben.

Israel tue alles dafür, dass sich die Shoa nie wiederholen werde, sagte Issacharoff laut Deutschlandfunk auf der Jahrestagung der jüdischen Organisation B'nai B'rith am 21. Januar 2019 in Berlin.

Dagegen betonte Michael Wolffsohn, heute schützten die Staaten Europas die jüdische Gemeinschaft. Es sei eine Illusion zu glauben, man könne Antisemiten von der Unsinnigkeit ihrer Haltung überzeugen. Dies werde nur in geringem Maße gelingen. Immerhin aber habe der Staat die Instrumente, um die Juden zu beschützen – und nutze sie auch.

Große Veränderungen sieht Wolffsohn auch, was die interne Entwicklung des Judentums angeht. Heute heirateten 70 bis 80 Prozent der Juden in Deutschland Nichtjuden. Die wenigsten würden künftig noch einer jüdischen Gemeinde angehören, zudem werde es vor allem kleine orthodoxe jüdische Gemeinden geben.

Die Zukunft des jüdischen Kollektivs sieht Wolffsohn so: "Es wird nicht durch jüdische Substanz oder jüdische Religion oder Geschichte definiert sein, auch nicht durch die Art der Gemeinschaft – es sei denn der Antisemitismus der Außenwelt stößt es zurück in sein säkulares oder religiöses Jüdischsein. Eine solche Zunahme des Antisemitismus gibt es jetzt wieder. Islamistischer und antijüdischer Terror sind in der Lage, unsere jüdische Gemeinschaft ohne jüdische Substanz von innen zu erneuern."

Die größte physische Bedrohung für Leib und Leben der Juden in Europa erkennt der Historiker Wolffsohn im muslimischen Terror. Mit der kontinuierlichen Einwanderung von Muslimen gebe es einen Import antijüdischer Haltungen aus dem Nahen Osten nach Europa. "Das heißt wahrlich nicht, dass alle Muslime Terroristen wären, aber fast alle antijüdischen Gewaltaktionen der letzten Jahre kamen von Muslimen, auch von neuen muslimischen Migranten."

"Neue rechtspopulistische Parteien sind eine Bedrohung, aber nicht die größte", sagt Wolffsohn. "Und wenn wir uns auf diese Bedrohung als die größte konzentrieren, verfehlen wir die Wirklichkeit. Und wir verfehlen die Wirklichkeit, wenn wir eine falsche Diagnose stellen. Dann können wir keine passende Therapie verschreiben."

Zum Bericht des Deutschlandfunks über die Veranstaltung geht es hier

Zum Bericht der Jüdischen Allgemeinen geht es hier