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Wolffsohn entzieht sich jeder Vereinnahmung konsequent und dickköpfig. Er mag das nicht, das »diplomatische Ver- und Übermitteln oder das verdeckende Überzuckern«, er ist weder Befehlsempfänger noch Diplomat sondern Professor geworden, weil das von "profiteri" komme - von "Bekennen".

Cora Stephan in der "Welt"

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Israel braucht militärische Hilfe

Wenn man den Drahtzieher des Hamas-Überfalls zur Rechenschaft ziehen will, sprich, den Iran, dann braucht Israel militärische Hilfe, und die kann nur aus den USA kommen.

Interview mit dem Radiosender SWR1:


SWR1: Wird das eine größere militärische Konfrontation? Wie ordnen Sie das ein?

Michael Wolffsohn: Es ist nicht auszuschließen, denn ein amerikanischer Flugzeugträger ist Richtung Ost-Mittelmeer unterwegs, mit Begleitschiffen, und ein Flugzeugträger hat bekanntlich viele Kampfflugzeuge an Bord. Das heißt, man bereitet sich auf einen größeren Fall vor. Ob es dazu kommen wird, das ist offen. Und der größere Fall heißt ganz klar eine militärische Konfrontation mit dem Iran.

SWR1: Also da wäre das israelische Militär nicht gut genug für aufgestellt, wenn der Iran da auch noch aktiv mitmischen würde?

Wolffsohn: Derzeit nicht. Das sehen wir an diesem schrecklichen und brutalen, barbarischen Überfall, der das israelische Militär in erhebliche Schwierigkeiten gebracht hat. Das israelische Militär hat es bis heute noch nicht geschafft, die palästinensischen Terroristen aus dem eigenen Land zu vertreiben, geschweige denn die Gegenoffensive beginnen zu können. Und das heißt ganz eindeutig, das israelische Militär ist in einer schlechten Verfassung. Wenn man also jetzt den Drahtzieher dieses Überfalls zur Rechenschaft ziehen will, sprich, den Iran, dann braucht Israel militärische Hilfe, und die kann nur aus den USA kommen.

Palästinenser setzen Gewalt stets als Racheaktion ein

SWR1: Verfolgt die Hamas eigentlich ein spezielles Ziel mit diesem Großangriff?

Wolffsohn: Nein, das ist ja die Tragödie des palästinensischen Volkes. Die Situation des palästinensischen Volkes ist ganz zweifellos, ganz schrecklich. Aber sie ist darauf zurückzuführen, dass ihre Führung schon seit mehr als hundert Jahren, ohne einen großen historischen Vortrag zu halten, nicht in der Lage ist, Gewalt – wenn überhaupt – als Mittel der Politik einzusetzen. Die Gewalt wird in der palästinensischen Militärgeschichte meistens eingesetzt als Racheaktion und das wird dann als großer Sieg gefeiert. Mit Siegen dieser Art werden die Palästinenser nichts erreichen. Sie haben nichts erreicht, und sie werden auch mit der jetzigen Aktion politisch nichts erreichen, sondern im Gegenteil, ihre Situation verschlechtern.

SWR1: Kommen wir mal zu den Reaktionen aus Deutschland. Das Bundesentwicklungsministerium will vielleicht die Projekte für die Palästinensergebiete stoppen. Das klingt jetzt auf den ersten Blick einleuchtend. Für Sie auch?

Wolffsohn: Ja, natürlich. Und zwar erkennt man jetzt offenbar – und es ist höchste Zeit, dass mit den vielen deutschen Geldern, die nach Palästina entweder über NGOs oder direkte in die palästinensischen Institutionen geflossen sind, auch Schulbücher finanziert worden sind. In diesen Schulbüchern finden Sie optisch und inhaltlich quasi eindeutige Anleitungen dazu, wie man Juden möglichst effizient ermordet. Das geschieht seit letztem Samstag. Insofern ist das, was wir in diesen Tagen erleben, eine direkte Folge der fatalen deutschen Palästinenserpolitik.

Das Interview vom 10. Oktober 2023 zum Nachhören