Selbstbestimmung von Israelis und Palästinensern neu denken
Michael Wolffsohn spricht sich für einen grundlegend neuen Ansatz zur Lösung des Nahostkonflikts aus.
Die bisherigen Lösungsansätze seien nicht zu Ende gedacht, sagte der Historiker am 1. Juli 2020 dem Radiosender MDR Aktuell. Weder zwei unabhängige Staaten noch eine Annexion von Teilen des besetzten Westjordanlands durch Israel könnten den Konflikt beenden.
"Die Anhänger der Zwei-Staaten-Lösung bedenken nicht, dass die Konfliktparteien räumlich nicht zu trennen sind." Man bekomme weder die 1,8 Millionen palästinensischen Araber mit israelischem Pass aus Israel weg, noch die 700.000 jüdischen Siedler aus dem Westjordanland. Deshalb führe der territoriale Ansatz seit Jahrzehnten nicht zu einer Lösung.
Selbstbestimmung für beide Gruppen gibt es nach Ansicht des Historikers nur mit einer föderalen Lösung. Dabei müsse man Föderalismus "von den Menschen her denken und nicht von Siedlungsräumen". Aber anstatt neue Wege zu gehen, würden immer wieder "die gleichen Formeln ausgespuckt", die seit Jahrzehnten keine Erfolge gebracht hätten.
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