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Wolffsohn entzieht sich jeder Vereinnahmung konsequent und dickköpfig. Er mag das nicht, das »diplomatische Ver- und Übermitteln oder das verdeckende Überzuckern«, er ist weder Befehlsempfänger noch Diplomat sondern Professor geworden, weil das von "profiteri" komme - von "Bekennen".

Cora Stephan in der "Welt"

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Brandrede gegen eine oft ideologisierte und selbstgerechte Presse

Bei der Verleihung des Wächterpreises der Tagespresse hat Michael Wolffsohn den Medien eine meinungsgetriebene Bevormundung vorgeworfen.

"Meine Festrede ist eine Brandrede, ihr Antrieb ist jedoch meine tiefe Verbundenheit mit und meine Sucht auf das Medium Zeitung", sagte der Publizist bei der Veranstaltung, die am 4. Juni 2021 in Düsseldorf gestreamt wurde.

"Selbst im Qualitätsjournalismus maßen sich manche nicht selten an, ihre persönliche Darstellung, Analyse und erst recht ihre eigene Meinung für die einzig richtige zu halten. Auch ohne ausreichende Recherchen ist dabei der Wunsch der Vater der Fakten, die eben keine Fakten sind. Mal willentlich, mal nicht", sagte Wolffsohn. Viele Redaktionen seien einseitig geprägt. "Umfragen dokumentieren seit Jahren die grün-rote Hegemonie unter Journalisten. Egal, ob gut oder schlecht, in der Gesamtgesellschaft kann von der grün-roten Hegemonie keine Rede sein."

Weite Teile der Öffentlichkeit empfänden die "oft emotionalisierte, ideologisierte, selbstgerechte" Presse als uniform. Ein Beispiel sei die Berichterstattung dieser Tage über die vermeintlich anti-israelischen Proteste in Deutschland, bei denen es sich aber um antisemitische Demonstrationen von Muslimen gehandelt habe. "Sieht deutscher Qualitätsjournalismus so aus? Dass nicht sein kann, was nicht sein darf, und was nicht sein darf, darf nicht berichtet werden? Um das zu erleben, sind weder meine väterlichen Großeltern noch meine Eltern oder ich aus Israel nach Deutschland zurückgekehrt", sagte der langjährige Professor der Bundeswehr-Universität in München. Auf Dauer könne das nicht gutgehen, wie sich auch in den sozialen Medien zeige. "Der Un- und Schwachsinn" grassiere dort auch, weil die Allgemeinheit die Bevormundung satthabe.

Erster Preis geht an den Wiesbadener Kurier

Der Jury-Vorsitzende Moritz Döbler, Chefredakteur der Rheinischen Post, dankte Wolffsohn für seine kritische Rede. Wächterpreise wurden für drei journalistische Arbeiten verliehen. Den ersten Preis, dotiert mit 10.000 Euro, erhielten Birgit Emnet, Olaf Streubig und André Domes vom Wiesbadener Kurier für ihre Berichterstattung über Missstände bei der Arbeiterwohlfahrt. Der zweite Preis (6.000 Euro) ging an Christian Parth und Axel Spilcker vom Kölner Stadt-Anzeiger für eine Artikelserie über Clans in NRW, der dritte Preis (4.000 Euro) an Georg Haschnik von der Frankfurter Rundschau für die Recherchen zu einem Mordfall.

Der Wächterpreis ist eine der ältesten deutschen Auszeichnungen für Journalisten und wird seit 1969 von der Stiftung Freiheit der Presse verliehen. Im vergangenen Jahr fiel die Preisverleihung wegen Corona aus, diesmal fand sie nur virtuell statt. Im nächsten Jahr sollen die Preise wieder wie gewohnt im Rathaus von Frankfurt am Main, dem historischen Römer, verliehen werden.

Die Rede als Beitrag in der Neuen Zürcher Zeitung vom 8. Juni 2021

Die Rede als Video bei Youtube

Medienecho:

Mehr Kontrolle für vierte Gewalt? Publizist Wolffsohn kritisiert Medien scharf – Bericht des Tagesspiegels

Medien sind "emotionalisiert, ideologisiert" – Bericht der Jüdischen Allgemeinen

Publizist Wolffsohn kritisiert deutsche Medien Meldung in Deutschlandfunk Kultur

Publizist Michael Wolffsohn kritisiert "grün-rote Hegemonie unter Journalisten" – Meldung in Kress.de