9. November: Zuwanderer in das Gedenken einbeziehen
Das gegenwärtige Gedenken richtet sich an eine "alte" deutsche Gesellschaft und geht an jenem Viertel der Bevölkerung vorbei, das einen Migrationshintergrund hat.
In der neuen Gesellschaft hat etwa ein Viertel unserer Bürger einen Migrationshintergrund, viele davon einen islamischen Hintergrund. Diese neuen Bürger kann man mit der gegenwärtigen Form des Gedenkens nicht erreichen, denn sie sagen aufgrund der Darstellung völlig zurecht: Das geht mich nichts an. Das ist ein Thema der alten Deutschen und deren Nachfahren, aber kein Thema von uns Neudeutschen.
Fakt ist aber, dass es in der islamischen Welt eine sehr intensive und freiwillige Zusammenarbeit mit Hitler-Deutschland, der Wehrmacht und der SS gegeben hat. Diese Gemeinsamkeit muss man zunächst einmal erkennen, benennen und sich dazu bekennen; und dann einen Dialog über die deutsche und islamische Vergangenheit – gerade in Bezug auf das Dritte Reich – führen.
Interview im F.A.Z. Podcast für Deutschland, 9. November 2021