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Wolffsohn entzieht sich jeder Vereinnahmung konsequent und dickköpfig. Er mag das nicht, das »diplomatische Ver- und Übermitteln oder das verdeckende Überzuckern«, er ist weder Befehlsempfänger noch Diplomat sondern Professor geworden, weil das von "profiteri" komme - von "Bekennen".

Cora Stephan in der "Welt"

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Bilanz der Ära Merkel: In vielen Bereichen kann es nur besser werden

Genderpolitisch war Angela Merkels Kanzlerschaft ein Fortschritt. Endlich eine Frau. Uneitel und klüger als die meisten Männer, die sie umgaben.

Ansonsten blickt Michael Wolffsohn kritisch auf Merkels Amtszeit.

Sie habe Begriffe wie "Europäische Werte" benutzt, ohne Inhalte zu benennen. Ihr "Humanitärer Imperativ" habe 2015 in der Flüchtlingsbewegung schön und wegen des Kant-Anklangs ("Kategorischer Imperativ") gebildet geklungen. "Die Folgen? Nicht gerade human, wenngleich ungewollt: Mehr Terror, Rückenwind für den Brexit, weiterer Rechtsruck in Polen und Ungarn, Wiederbelebung der AfD."

Ihre politische Strategie habe einer "Konkurrenten-Kopie" geglichen, wodurch sie ihre Partei "zertrümmerte". Man "verdanke" ihr mit Horst Köhler und Christian Wulff (beide CDU) zwei "konturlose Bundespräsidenten", den "brillanten" Joachim Gauck wollte sie verhindern.

Ihre Außenpolitik sei ein "Desaster" gewesen, meint Wolffsohn: "USA: Nette Worte mit Bush jr. Obama und Biden. Ergebnis? 0. Kräche mit Trump. Gute PR. Ergebnis 0. Die Ukraine durch North Stream 2 stranguliert, Russland hofiert und zugleich distanziert. Zu China nicht Fisch, nicht Fleisch. Iran: Den konventionellen Vormarsch gefördert, dessen Nuklearisierung nicht verhindert. Afghanistan und Mali: Ohne Strategie sinnlos das Leben unserer Bürger in Uniform geopfert."

Das Fazit des Historikers: "In vielen Bereichen kann es nur besser werden."

Beitrag auf stern.de vom 7. Dezember 2021