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Olympia-Attentat: Warum reagierten Brandt und Co. so kaltschnäuzig?

Die Bundesregierung hat acht Historiker, vier deutsche, drei israelische und einen Briten, beauftragt, die Umstände des Olympia-Attentats vom 5. September 1972 aufzuklären.

WELT: Eine gute Entscheidung?

Michael Wolffsohn: Ja. Vor allem was das Verhalten deutscher Politiker und Behörden seit 1972 den Opfer-Angehörigen des palästinensischen Terrors gegenüber betrifft. Sie sind zweifache Opfer – Opfer palästinensischen Terrors und deutscher Kaltschnäuzigkeit. Das muss erforscht, dargestellt, eingeordnet und schließlich moralisch bewertet werden. (...)

Was sind aus Ihrer Sicht die wesentlichen offenen Fragen?

Wie und warum haben sich deutsche Politiker und Behörden den Opfer-Angehörigen gegenüber so schamlos kaltschnäuzig verhalten? Waren es politische Abneigungen gegen Israel und Juden? Waren es persönliche? War es Teil der Neuen Ostpolitik gegenüber der Sowjetunion und ihren Satelliten? Die haben bekanntlich den palästinensischen Terror massiv unterstützt. Gab es einen Zielkonflikt zwischen Brandts Ostpolitik einerseits und seiner Nahostpolitik andererseits, einschließlich Wirtschaftsinteressen? Wurde Adenauers Juden- und Nahostpolitik auf dem Altar der Brandt’schen Ostpolitik geopfert?

Das Interview vom 24. April 2023